09.11.2021 Was tun mit dem „Eisenbahner“-Denkmal der Nazis?

Courage setzt sich seit längerem mit dem „Eisenbahner“-Denkmal von 1937 auseinander. Siehe alle unsere Beiträge hierzu.

Der Entwurf zeigt halbtransparente Glastafeln, die vor der Vorderseite sowie an der rechten Außenseite Denkmals aufgestellt sind. Die Glastafeln sind beschriftet und berichten zum einen über die Opfer des Nationalsozialismus in Limburg und zum anderen wird das Denkmal mit dem Ensemble des ehemaligen Reichsbahn-Ausbesserungswerk historisch eingeordnet.

Auf das Bild klicken, um den Vorschlag im Detail anzusehen

Ich möchte mit der Gestaltung der Glastafeln auf die Formensprache des Denkmals eingehen.

Bei dem Denkmal handelt es sich um einen circa fünf mal drei Meter großen Pyramidenstumpf mit circa zweieinhalb Metern Höhe aus großen roh behauenen Steinquadern. Der Pyramidenstumpf steht mit der breiten Seite auf dem Boden und hat damit etwas – im wahrsten Sinne des Wortes – Unumstößliches.

Das bodenbesetzende Massige wurde in der nationalsozialistischen Repräsentationsarchitektur betont, um Macht und Stärke zu demonstrieren.

Auch in unserer Sprache bedeutet „in Stein gemeißelt“ etwas, das eine Gesetzmäßigkeit beschreibt. Das Autoritäre, das von dem in Stein gemeißelten und gebauten ausgeht hat, denke ich, mit der „harten Materie“ zu tun, zu der wir uns verhalten und an die wir uns anpassen müssen. Die unterschiedlich großen Steinquader sind grob behauen und sind damit in ihrer Wirkungsweise hart und martialisch ähnlich dem Naturstein Nagelfluh – Hitlers Lieblingsstein (verbaut z. B. im Berliner Glockenturm am Olympiastadion).

Das Denkmal mit den Glastafeln teilweise zu verdecken und abzuschirmen ist bei der Gestaltung durchaus die Absicht. Der Umgang mit Denkmälern im öffentlichen Raum gibt der Gesellschaft die Möglichkeit zum Ausdruck zu bringen, in welcher Welt wir leben wollen.

Der Versuch ist, durch die Gestaltung das Denkmal historisch einzuordnen, gleichzeitig mit der Formensprache sich von den Werten, die es vermittelt, zu distanzieren, ohne die Vergangenheit zu negieren.

Flyer: Extrablätter von Courage

2 Gedanken zu „09.11.2021 Was tun mit dem „Eisenbahner“-Denkmal der Nazis?

  1. Ich finde den Vorschlag gut. Es ist besser, das Denkmal zu kommentieren als es abzureissen. Abreissen bedeutet auch vergessen.

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