Die konventionellen Kriege in der Welt und in Europa scheinen manchen nicht genug zu sein. Nun soll Deutschland auch U-Boote mit Atomwaffen bauen und einsetzen, lesen wir in der FAZ:
Solch ein Text gemahnt uns an ein Wort des Dichters Bertolt Brecht, niedergeschrieben wenige Jahre nach Hiroshima und Nagasaki:
Der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.
Die Behauptung, mit Aufrüstung ließen sich Kriege verhindern, ist heute Berliner Gemeinplatz. Aber ein Blick auf die Fakten erweist das als platte Erfindung.
Im Gegenteil: Die Anzahl und die Dauer der kriegerischen Konflikte nimmt in dem Maße zu, wie imperiale Machtpolitik sich mit Rüstungsaufwendungen auf ihre Kriege vorbereitet. Oft werden Kriege von denen begonnen, die sich am stärksten fühlen, aber nicht immer. Immer aber sind sie das Ergebnis vorheriger „Politik der Stärke“. Die Spirale der Eskalation durchbrechen heißt die Geschäfte der Rüstungsindustrien stören. Das ist schwer, aber es ist unsere einzige Chance.
Nicht erst nach dem russischen Angriff gegen die Ukraine haben hiesige Medien den russischen Präsidenten mit Hitler verglichen. Andere haben auf Nazis in der Ukraine gedeutet. Was ist dran an solchen Zuweisungen?
Faschismus kommt immer zum Zuge, wenn ohne ihn die herrschenden Eliten ihre Probleme nicht mehr anders zu lösen wissen.
In einem viel beachteten Essay „Der ewige Faschismus“ beschrieb Umberto Eco 1995, welche Merkmale den „ewigen Faschismus“ ausmachen. Seiner Analyse nach haben die verschiedenen Spielarten des Faschismus unter anderem die folgenden Aspekte gemein:
Kult der Überlieferung und das Zusammenfügen von Ideen oder Philosophien zu einem neuen Weltbild
Ablehnung der Moderne
Angst vor dem Andersartigen
Obsession für Verschwörungen
die Feinde gleichzeitig als zu schwach und zu stark anzusehen
Wer überzeugt ist, Putin sei blind oder krank in seinem Machthunger, muss sich um weitergehende Ursachenforsching nicht bemühen. Verrückte gibt es immer wieder mal, und so wird es mit den Kriegen sein – das war’s.
Wer aber versucht, Ursachen für Konflikte zu ergründen, der hat immerhin die Chance, Lehren zu ziehen und zu handeln.
Unter dem Titel „Russland überfordern und aus dem Gleichgewicht bringen“ können wir im Internet nachlesen, wer welche Köder auslegt, um den Gegner auf die eine oder andere gefährliche Fährte zu locken.
Zu deutsch: Tödliche Waffen an die Ukraine zu liefern, würde Russlands verwundbarste Stelle ausnutzen. Aber jede Steigerung der US-Waffen und Empfehlung an die Ukraine müßte sorgfältig abgestimmt werden, um die Kosten für Russland zur Wahrung seiner gegenwärtigen Position in die Höhe zu treiben, ohne einen größeren Konflikt zu provozieren, in dem Russland aufgrund seiner Nachbarschaft deutliche Vorteile hätte.
Der Empfehlung zum Ritt auf der Rasierklinge ist die US-Administration gefolgt, aber die sorgfältige Abstimmung ging wohl daneben.
Entweder haben sich die US-Geostrategen mit ihrer Provokation verrechnet oder der machtbesessene Putin mit seiner Reaktion. Die ersten Opfer sind jedenfalls die Ukrainer. Warum europäische Länder das Spiel mitspielen, sollten wir sie fragen.
Die RAND-Corporation berät mit fast zweitausend Experten das US-Militär.
Nachtrag: Auf die obigen Erwägungen der RAND-Corporation wirft das folgende Zitat noch ein besonderes Licht:
George Beebe, CIA-Direktor und Ex-Präsidentenberater
“The choice that we faced in Ukraine — and I’m using the past tense there intentionally — was whether Russia exercised a veto over NATO involvement in Ukraine on the negotiating table or on the battlefield,” said George Beebe, a former director of Russia analysis at the CIA and special adviser on Russia to former Vice President Dick Cheney. “And we elected to make sure that the veto was exercised on the battlefield, hoping that either Putin would stay his hand or that the military operation would fail.”
„Die Wahl, vor der wir in der Ukraine standen – und ich verwende hier absichtlich die Vergangenheitsform – war, ob Russland am Verhandlungstisch oder auf dem Schlachtfeld ein Veto gegen das NATO-Engagement in der Ukraine einlegte, und wir haben uns entschieden, sicherzustellen, dass das Veto auf dem Schlachtfeld ausgeübt wird, in der Hoffnung, dass Putin entweder stillhalten oder dass die Militäroperation scheitern würde.“
Mancher hat verzweifelt das Aufrüstungsspektakel im Bundestag verfolgt.
Zum Ausgleich hier ein paar Stimmen der Vernunft. Erkennen und sagen, was ist, muss der Anfang eines Politikwechsels sein. Hier sammeln wir Beiträge anderer Medien, mit uns bedenkenswert erscheinenden Ideen:
Den folgenden Artikel fanden wir auf der Website der israelischen Friedensbewegung „Gush Shalom“. Ihr Mitstreiter Adam Keller berichtet von seinen Erlebnissen aus den vergangenen Tagen und reflektiert die innenpolitische Vorgeschichte der Kämpfe.
Gestern morgen (Dienstag) wachten wir mit den Nachrichten auf, dass über 21 Palästinenser in Gaza getötet worden waren, darunter neun Minderjährige, dazu zwei getötete israelische Frauen in Ashkelon (wie sich später herausstellte war eine davon eine Arbeitsmigrantin aus Indien, und seitdem hat sich die Zahl der Opfer auf beiden Seiten mehr als verdoppelt).