Die 96-jährige Shoa-Überlebende Esther Bejarano ist am Montag, dem 29. März, um 19.00 Uhr, über die Videokonferenzplattform „Zoom“ online zu Gast bei „Weilburg erinnert“. Die Zeitzeugin steht unter dem Motto FRAGT UNS, WIR SIND DIE LETZTEN den Gästen für Fragen zu Ihrer Lebensgeschichte zur Verfügung. Eine Geschichte, die mit Repression, Ausgrenzung und Rassismus begann, aber mit viel Glück nicht wie für Millionen andere in der Gaskammer endete.
Schüler aus Dauborn kamen spontan mit ihren Plakaten auf den Limburger Neumarkt
Wir-sind-Mehr hatte die Initiative ergriffen, auch in Limburg der Opfer des Hanauer rassistischen Mordanschlags vor einem Jahr zu gedenken.
Um die hundert Leute kamen am Freitag zusammen, darunter Schüler aus Dauborn, Mitstreiter:innen von Fridays-for-Future, Vertreterinnen von Initiativen, Parteien und Gewerkschaften und der Limburger Bürgermeister.
Einig waren sich die Anwesenden darin, dass Worte nicht genügen, dass Taten zählen. Sogenannte Einzeltäter gibt es zuhauf, der braune Sumpf muß ausgetrocknet werden und das Wegsehen, Dulden, gar Fördern in staatlichen Stellen muß ein Ende haben.
Wenn man einem im Januar 1914 gesagt hätte, dass sich die Staaten, die dem einzelnen manchmal beim Geschäft lästig fielen, sich aber sonst nicht bemerkbar machten, zwölf Millionen Menschen von den Schlachtfeldern Europas in die Kalkgruben abholen würden und das sechs Monate später –: er hätte gelacht.
Sechs Monate später marschierte er oder lieferte Rucksäcke und Kriegsgedichte.
Wir gehen nicht den Weg des Friedens. Was sich jetzt, hinter den Kulissen, zu verbrüdern beabsichtigt, sind leider nicht die besten Teile der Völker – es sind ihre schlechten: Industrie-Raffer und die Militärs.
Das sind die Themen unseres Februar-Flyers, der wieder gedruckt erscheint, aber diesmal ohne Infostand in der Stadt, sondern in Ihren Briefkästen.
Vielleicht haben ja nur die pfiffigen Wahlkampfstrategen im Trüben gefischt, und der Kandidat hat es gar nicht so gemeint? Wir jedenfalls fanden den Aufmacher des CDU-Kandidaten Laux auf seiner Wahlkampfzeitung abstoßend und antisozial.
Darauf haben schon viele Leute passendes geantwortet. Jetzt kommt noch Courage dazu.
Im Februar-Flyer schlagen wir einen großen Bogen: Von den Leuten, die ihr beschauliches Städtchen mit den Mitteln der Polizei von den Opfern gesellschaftlicher Umstände säubern möchten, zu den Mächtigen, die ihr gemütliches EU-Territorium vor Opfern weltweiter Ungleichheit, Aufrüstung und Kriegsführung mit Militär, FRONTEX und den Elendslagern an seinen „Außengrenzen“ schützen.
Wählern dieser Denkungsart hat Herr Laux das Angebot unterbreitet, ihr Kreuzchen doch bei ihm, statt bei der schmuddeligen AfD zu setzen.
Wir meinen, daß die Lahn nicht lang genug ist für ein glaubwürdiges Zurückrudern.
Videostream-Matinee: Die Legende von den Strippenziehern. Historische und aktuelle Verschwörungsideologien Mit Peter Bierl, Autor u.a. von „Einmaleins der Kapitalismuskritik“, Münster 2018 Moderation: Ulrike Holler
Wie ein Virus verbreitet sich die Verschwörungsideologie. Nicht bloß Spinner und Außenseiter, auch die vielbeschworene Mitte der Gesellschaft ist nicht immun.
Welche Wucht Verschwörungsthesen entfalten können, wenn sie von rechten Medien und Politikern propagiert werden, zeigte sich zuletzt beim Sturm auf das Kapitol in Washington. Hierzulande fanden Wutbürger, Esoteriker, Impfgegner und Neonazis unter Regenbogen-, Reichskriegs- und Deutschlandfahnen zusammen, denen es egal ist, wieviele Menschen wegen der Corona-Pandemie leiden und sterben. Sie erklärten das Coronavirus zum Fake oder behaupteten, Bill Gates, die Chinesen, die Amerikaner oder die Juden seien schuld an der Krise. Die WHO wolle die Weltherrschaft übernehmen, die Bundesregierung einen Zusammenbruch des Finanzsystems vertuschen.
Manchmal sind Schuldzuweisungen ja nicht verkehrt, etwa beim großen Abgasskandal der deutschen Autoindustrie. Auch kann an Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und am Zustand unseres Gesundheitswesens durchaus begründete Kritik geübt werden. „Querdenker“-Demos lenken aber gerade davon ab bzw. lenken Kritik und Skepsis in eine falsche Richtung.
Die grundlegenden Probleme dieser Welt haben strukturelle Ursachen, von denen weder Verschwörungsgläubige noch Verteidiger der offenen Gesellschaft etwas wissen wollen.
Der Journalist Peter Bierl setzt sich mit aktuellen und historischen Verschwörungslegenden auseinander und versucht ein paar Antworten auf deren Attraktivität zu geben. Von ihm sind zuletzt „Die Revolution ist großartig. Was Rosa Luxemburg uns heute noch zu sagen hat“ (2020), „Keine Heimat nirgendwo“ (2020) und „Einmaleins der Kapitalismuskritik“ (2018) erschienen.
In einem sehr konstruktiven Gespräch mit dem Eigentümer der WERKstadt, Herrn Kremer, konnten Missverständnisse ausgeräumt werden. Wir stellten mit Blick auf die Geschichte vielfältige Übereinstimmungen fest und sprachen über mehrere künftige Vohaben.
Wo die Schienenstränge hinführen würden, ahnten 1937 wenige. Die Bilder zeigen es nun wieder.
Bei Courage haben wir die bewußt provokative Losung „Der Klotz muß weg“ beiseitegelegt. Wir plädieren für einen deutlichen Kontrapunkt zu dem Monument als dem angemesseneren, historisierenden Umgang mit einer Vergangenheit, zu der wir auch die Rezeptionsgeschichte nach 1945 zählen.
Wir sind allerdings nicht für ein Facelifting oder eine Umformulierung der nach 1945 angebrachten Aufschrift. Damals wurde das Hakenkreuz aus dem Zahnrad der „Deutschen Arbeitsfront“ wegretuschiert und die „Helden“ des Zweiten Weltkriegs in das heroisierende und glorifizierende Gedächtnis eingeschlossen. Damit kann man das Bauwerk nicht zivilisieren.
Das in das Mauerwerk eingelassene Relief zeigt in Reih‘ und Glied angetretene Wehrmachtssoldaten, sie überwachen die ebenso diszipliniert angetretenen Eisenbahnbau-Arbeitsdienstler.
Militärs und Zivilisten huldigen gemeinsam dem Hakenkreuz, dem Mittelpunkt des Geschehens.
Nicht Trauer oder „Nie wieder!“ spricht aus diesem Bild.
Gehorsam wird gefordert, gleichermaßen von Militärs und Zivilisten, zur Revanche für den verlorenen Ersten Weltkrieg. Das ist der Aufruf der Nazis, den Zweiten zu gewinnen: Trotzige Entschlossenheit im Eisenbahnbau und in der Wehrmacht.
Diese deutsche Wehrmacht hat im Bündnis mit den Nazis einen verbrecherischen Vernichtungskrieg vorbereitet und durchgeführt. Im Verlaufe dieses Krieges wurden Millionen Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer politischen und moralischen Haltung ermordet.
Jüdische Mitmenschen, Sinti und Roma wurden in den Städten zusammengetrieben, in Viehwaggons eingesperrt und an den Bahnhofsrampen von Auschwitz und Treblinka sortiert: Entweder gleich in die Gaskammer oder erst noch zur Zwangsarbeit in der deutschen Industrie.
Die wahren deutschen Helden in dieser Zeit waren die Widerstand Leistenden, die Kriegsdienstverweigerer, die Retter jüdischer Nachbarn, die BBC-Hörer, die Deserteure – kurz: Die Mutigen, die in irgendeiner Form Sand ins Getriebe der Kriegs- und Vernichtungsmaschinerie gestreut haben, statt mitzumachen.
Von Heldinnen und Helden gab es zu wenige und sie kamen zu spät; den Massenmord konnten nur noch die sowjetischen, französischen, britischen und amerikanischen Armeen stoppen. Auschwitz wurde am 27. Januar vor 76 Jahren von der Roten Armee befreit.
Die Millionen Opfer machen uns heute noch fassungslos. Sie mahnen uns, rechtzeitig aktiv zu werden, wenn Faschismus und Militarismus wieder ihr Haupt erheben.
Darüber möchten wir gern diskutieren, und wir möchten es in einer großen Tafel darstellen. Damit würden wir den Propaganda-Gehalt des „Klotzes“ in seinen historischen Kontext stellen, damit wir das Geschehene besser verstehen, es nutzbar machen für Gegenwart und Zukunft.
Mitten in Limburg steht ein Nazi-Klotz zur Ehrung von Wehrmachtssoldaten und Eisenbahnbauern, die unter der Knute von „Deutscher Arbeitsfront“ und „Reichsarbeitsdienst“ den Weltkrieg und den Holocaust vorbereiteten.