Presseerklärung des Ostermarschkreises zur Mahnwache am 9. April 2022 in Limburg
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine geht weiter. Und deshalb fand an diesem Samstag die bereits 7. Mahnwache auf dem Limburger Europaplatz statt, wieder organisiert vom Ostermarschkreis, aber dieses Mal gestaltet von der evangelischen und katholischen Kirche von Limburg.
Pastoralreferentin Renate Russ betonte, dass Krieg kein legitimes Mittel der Auseinandersetzung sei. Die scheinbar gesicherten Verhältnisse in Europa, an die wir uns gewöhnt hatten, seien dahin, was zu einer großen Verunsicherung führe. Dieser Krieg sei nur zwei Flugstunden von uns entfernt und beunruhige uns viel mehr als die „fernen“ Kriege in Afghanistan, dem Jemen oder Syrien.
Gilt das noch: Schwerter zu Pflugscharen? Es gebe mehr Fragen als Antworten. Im Dialog griff Pfarrer Markus Stambke von der evangelischen Stadtkirche diesen Gedanken auf und schilderte seine Zerrissenheit. Die eine Stimme in ihm sage, dass es richtig sei, der Ukraine Waffen zur Verteidigung zu liefern. Aber wo führe es hin, 100 Milliarden allein für die Aufrüstung zur Verfügung zu stellen. Er beklagte auch das zunehmende Lagerdenken in der Gesellschaft, das nur in den Kategorien von „entweder“ und „oder“ denke und keine Diskussionsmöglichkeit mehr zulasse. Wir müssten raus aus dem Schubladendenken; wir dürfen in der Kontroverse bleiben und uns trotzdem als Menschen achten. Wer sich solidarisch mit der Ukraine zeige und dabei russische Schüler hier anfeinde, der habe von Frieden nichts verstanden.
Eine junge Zuhörerin rief aus der Menge heraus, dass wir alles tun müssten, um diesen Krieg zu beenden: Keine Waffenlieferungen, starke Sanktionen, alle auf die Straße gehen, den Politikern keine Ruhe mehr lassen!
Die Sehnsucht nach einem universellen Frieden sei tief in uns verwurzelt, und sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen fange bei uns an, betonte Frau Russ.
Anschließend wurden die etwa 70Teilnehmer der Mahnwache aufgefordert, Papiertüten zu bemalen oder zu beschriften, auf denen die Frage aufgedruckt war: „Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt“. Mit viel Kreativität wurde mit Stiften, Aufklebern und Wachsmalstiften auf den Tüten zum Ausdruck gebracht, was jeder und jede meint, im Großen wie im Kleinen zu einer friedlichen Welt beitragen zu können. Sogar der Himmel hatte bei dieser Aktion ein Einsehen und ließ statt Regen die Sonne scheinen.
Auch die jüdische Gemeinde in Limburg trug zu dieser Veranstaltung bei. Der neue Rabbiner Oleksandr Hofman, der selbst aus der Ukraine kommt, aber heute am Sabbat nicht persönlich anwesend sein konnte, ließ sein Wort an die Versammlung von einem Mitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit verlesen. Darin berichtete er von den „schrecklichen Dingen, die dort in der Ukraine geschehen“, wie ihm Freunde und Verwandte berichteten. Putin sei mit „diesem Angriff mitten in Europa gegen unsere Werte vorgegangen, die wir lieben, pflegen und schätzen. Das Böse kann und darf nicht siegen.“ Deshalb hoffe und bete er, „dass bald wieder Frieden herrscht und das Leid endet“.
Bevor die Glocken der Limburger Kirchen um 12 Uhr für den Frieden läuteten, erläuterte Pfarrer Stambke noch einen Song von Bob Dylan: Chimes of Freedom (Die Glocken der Freiheit). In diesem Lied bricht ein Gewitter los, und als majestätische Blitze die Nacht durchzuckten, erschienen sie wie leuchtende Freiheitsglocken: „Die leuchten für die Krieger, die sich versagen jeder Schlacht; leuchten für die wehrlosen Flüchtlinge, die man verjagt; und für jeden besiegten Soldaten in der Nacht; und wir schauten hinauf zu den leuchtenden Glocken der Freiheit.“
Der Himmel als Sehnsuchtsort für Gerechtigkeit und Frieden. Diese Glocken sollen läuten für alle Soldaten, auch die russischen, für die Flüchtenden und die Politiker und Entscheidungsträger.
Nach dem Geläut lasen Pfarrerin Adams und Gemeindereferentin Christa Mohr Fürbitten vor, bevor die Mahnwache mit einem Segen beendet wurde, nicht ohne auf den am folgenden Karsamstag stattfinden Ostermarsch hinzuweisen, der um 11 Uhr am Bahnhofsvorplatz beginnt.