27. Januar – Gedenken an Auschwitz

In einem sehr konstruktiven Gespräch mit dem Eigentümer der WERKstadt, Herrn Kremer, konnten Missverständnisse ausgeräumt werden. Wir stellten mit Blick auf die Geschichte vielfältige Übereinstimmungen fest und sprachen über mehrere künftige Vohaben.

Wo die Schienenstränge hinführen würden, ahnten 1937 wenige. Die Bilder zeigen es nun wieder.

Bei Courage haben wir die bewußt provokative Losung „Der Klotz muß weg“ beiseitegelegt. Wir plädieren für einen deutlichen Kontrapunkt zu dem Monument als dem angemesseneren, historisierenden Umgang mit einer Vergangenheit, zu der wir auch die Rezeptionsgeschichte nach 1945 zählen.

Wir sind allerdings nicht für ein Facelifting oder eine Umformulierung der nach 1945 angebrachten Aufschrift. Damals wurde das Hakenkreuz aus dem Zahnrad der „Deutschen Arbeitsfront“ wegretuschiert und die „Helden“ des Zweiten Weltkriegs in das heroisierende und glorifizierende Gedächtnis eingeschlossen. Damit kann man das Bauwerk nicht zivilisieren.

Das in das Mauerwerk eingelassene Relief zeigt in Reih‘ und Glied angetretene Wehrmachtssoldaten, sie überwachen die ebenso diszipliniert angetretenen Eisenbahnbau-Arbeitsdienstler.

Militärs und Zivilisten huldigen gemeinsam dem Hakenkreuz, dem Mittelpunkt des Geschehens.

Nicht Trauer oder „Nie wieder!“ spricht aus diesem Bild.

Gehorsam wird gefordert, gleichermaßen von Militärs und Zivilisten, zur Revanche für den verlorenen Ersten Weltkrieg. Das ist der Aufruf der Nazis, den Zweiten zu gewinnen: Trotzige Entschlossenheit im Eisenbahnbau und in der Wehrmacht.

Diese deutsche Wehrmacht hat im Bündnis mit den Nazis einen verbrecherischen Vernichtungskrieg vorbereitet und durchgeführt. Im Verlaufe dieses Krieges wurden Millionen Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer politischen und moralischen Haltung ermordet.

Jüdische Mitmenschen, Sinti und Roma wurden in den Städten zusammengetrieben, in Viehwaggons eingesperrt und an den Bahnhofsrampen von Auschwitz und Treblinka sortiert: Entweder gleich in die Gaskammer oder erst noch zur Zwangsarbeit in der deutschen Industrie.

Die wahren deutschen Helden in dieser Zeit waren die Widerstand Leistenden, die Kriegsdienstverweigerer, die Retter jüdischer Nachbarn, die BBC-Hörer, die Deserteure  –  kurz: Die Mutigen, die in irgendeiner Form Sand ins Getriebe der Kriegs- und Vernichtungsmaschinerie gestreut haben, statt mitzumachen.

Von Heldinnen und Helden gab es zu wenige und sie kamen zu spät; den Massenmord konnten nur noch die sowjetischen, französischen, britischen und amerikanischen Armeen stoppen. Auschwitz wurde am 27. Januar vor 76 Jahren von der Roten Armee befreit.

Die Millionen Opfer machen uns heute noch fassungslos. Sie mahnen uns, rechtzeitig aktiv zu werden, wenn Faschismus und Militarismus wieder ihr Haupt erheben.

Darüber möchten wir gern diskutieren, und wir möchten es in einer großen Tafel darstellen. Damit würden wir den Propaganda-Gehalt des „Klotzes“ in seinen historischen Kontext stellen, damit wir das Geschehene besser verstehen, es nutzbar machen für Gegenwart und Zukunft.

Heute und diese Woche