10.06.2022 Open-Air-Gedenkkonzert: Erinnern und nicht Vergessen (Die Grünen Hadamar)

Liebe interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
sehr geehrte Damen und Herren,
Open-Air-Gedenkkonzert
 
wir laden Sie herzlich ein zum Open-Air-Gedenkkonzert in der Hadamarer Altstadt
(Neumarkt/Steinbühne oben, 65589 Hadamar) am Freitag, 10. Juni 2022, um 18 Uhr:  
ERINNERN und
NICHT VERGESSEN
80 Jahre Vertreibung
der jüdischen Hadamarerinnen und Hadamarer
 
Auf dem Klavier trägt Angels Share (mit Andrea Uden) Musik aus dem Film „Schindlers Liste“ und Volksweisen aus der jüdischen Kultur vor. Mia Weißenfels aus Steinbach wird auf der Konzertgitarre vortragen.
Das Konzert steht unter der Schirmherrschaft des Ortsbeirates der Stadt Hadamar.
Es spricht der Ortsvorsteher Andreas Egenolf (Niederhadamar).
Wider das Vergessen
Zum 10. Juni jährt sich zum 80. Mal die Vertreibung der letzten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger der Stadt Hadamar durch rassistischen, nationalsozialistischen Terror. Zuvor existierte fast vierhundert Jahre eine jüdische Gemeinde in der Stadt.
Zerstörung der Synagoge in der Nonnengasse
Mit der Brandstiftung an der Hadamarer Synagoge am 9. November 1938 beginnt die letzte Phase der Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung der verbliebenen jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Es war ein mit Vorsatz begangenes Verbrechen.
Nachdem das Anzünden der Synagoge scheiterte, demolierten am 10. November 1938 am helllichten Tage zunächst ältere Volksschüler in Begleitung ihres Lehrers U. die Ausstattung der Synagoge. Sie warfen Bänke und Stühle von der Empore, zerrissen den Wandschmuck und verwüsteten die Nebenräume.
Obwohl der benachbarte nichtjüdische Schuhmacher Schmidt eingriff und in Konflikt mit einem zur Unterstützung der randalierenden Schüler herbei geeilten SA-Mann geriet, gingen dabei die TORA Schriftrollen, wertvolle Bücher und das Archiv der jüdischen Gemeinde verloren.

Doch es war noch nicht genug. Am Abend griffen und plünderten zwölf uniformierte SA-Angehörige jüdische Wohnungen und das Land-Kaufhaus Rosenthal in der Borngasse 34 (damals „Horst-Wessel-Straße“). Sie verschleppten die meisten jüdische Männer in Konzentrationslager (so Siegfried Winkelstein nach Sachsenhausen oder Otto Schönberg nach Buchenwald). Jüdische Frauen und Kinder fanden vorübergehend Obdach im Haus der „Barmherzigen Brüder“.

Aktiven Widerstand leistete der Landwirt Paul Egenolf, als zwei SA-Männer mit der Axt die Haustür der Familie seines Freundes Schönberg in der Siegener Straße aufschlugen.
Aufkeimenden Unmut weniger nichtjüdischer Bürgerinnen und Bürger in der Borngasse und am Neumarkt prügelten die SA-Schläger mit ihren Schulterriemen auseinander. Die Mehrheit der Anwohnerinnen und Anwohner zog sich in ihre Wohnungen zurück, als der Nazi-Mob offen die jüdischen Menschen terrorisierte.
Im Gleichklang: Euthanasie und Mord an den jüdischen Menschen
1941 begann dann auf dem Mönchberg in Hadamar die Ermordung psychisch kranker Menschen, der nur in diesem Jahr nachweislich mindestens 10.072 Personen zum Opfer fielen.

Am 10. Juni 1942 wurden die letzten 17 jüdischen Hadamarer Jüdinnen und Juden deportiert. Sie waren zuvor ihres Eigentums beraubt und im Haus am Neumarkt 8 gettoisiert, also zwangsweise untergebracht worden.
Opfer des Nazi Terrors
Im „Gedenkbuch über die Opfer der Verfolgung der Juden in Deutschland 1933 bis 1945“ und in der Datenbank der Internationalen Holocaust Gedenkstätte YAD VASHEM in Jerusalem (Stand 11/2020) wurde erfasst, wer ermordet oder verschollen unauffindbar blieb. Ihrer wird durch Nennung ihrer Namens und Alters im Jahre 1942 gedacht:
 
Albert Aron (70 Jahre), Artur Aaron (50), David Einhorn (10), Else Frank geborene Rosenthal (46), Brunhilde Honi (17), Julius Honi (56), Renate Honi geborene Nordhäuser (51), Johanna Jonas geboren Mange (56), Betti Jüngster geborene Oppenheimer (49), Frieda Kahn geborene Strauss (45), Helene Kahn (28), Max Kahn (51), Moise Latinik (44), Rosa Kahn (44), Susanne Kahn (14), Jenni Katzenstein geborene Rosenthal (65), Rebecca Lebrecht geborene Rosenthal (62), Brigitte Liebmann (18), Emma Liebmann (66), Ernst Liebmann (48), Irma Liebmann geborene Isemberg (46), Leopold Liebmann (60), Julie Ida Löwenwarter geborene Salmony (75), Rosalie Meyer geborene Siegel (66), Ferdinand Nachmann (65), Ida Nachmann geborene Hohenstein (65), Adolf Neuhaus (50), Frieda Neuhaus (49), Ilse Neuhaus (18), Helene Neuhaus geborene Kahn (28), Klara Neumann geborene Neuhaus (52), Irma Nordhäuser geborene Neuhaus (47), Ludwig Nordhäuser (18), Max Nordhäuser (60), Hermann Oppenheimer (74), Julius Reich (33), Berta Rosenthal (43), Ellen Esther Rosenthal (12), Hugo Rosenthal (61), Johanna Rosenthal geborene Eisenthal (67), Siegmund Rosenthal (75), Franziska Schönberg geborene Strauss (69), Leopold Schönberg (65), Otto Schönberg (35), Hilde Stern (38), Berta Strauss geborene Kron (59), Eugen Strauss (34), Hedwig Strauss geborene Kahn (48), Helmut Strauss (30), Julius Strauss (67), Siegfried Winkelstein (47).

Mit freundlichem Gruß,
Kristiane Korte und Christoph Speier

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Ortsverband Hadamar | Dornburg
www.gruene-hadamar-dornburg.de
Ideen, Anregungen und Feedback zum Newsletter? Nichts leichter als das: 
Vergangene Termine: Wahrnehmen kann man sie nicht mehr ...