„Kein Werben für’s Sterben“

Bundeswehr als „normaler“ Arbeitgeber?
Protest bei der Limburger Jobmesse / Hausverbot für Friedensbewegte

„Kein Werben für’s Sterben“ – das mitgeführte Schild drückte kurz und knapp aus, um was es einer kleinen Schar von Friedensbewegten ging. Sie hatten sich zur diesjährigen Jobmesse in der Stadthalle Limburg eingefunden, um den Rekrutierungsbemühungen der Bundeswehr nicht ganz tatenlos zuzusehen. Diese präsentierte sich dort neben Unternehmen wie Aldi, Volksbank, Bördner oder Energieversorger Süwag als ganz normaler Arbeitgeber.

Man suchte vonseiten der Aktivisten nicht die Konfrontation, sondern das Gespräch mit Heranwachsenden und ihren Eltern. Das war der Bundeswehr und dem Veranstalter der Messe bereits zu viel. Mit Hilfe von Security und Polizei wurde ein Hausverbot gegen die Friedensfreunde ausgesprochen. Vor der Stadthalle gab es dennoch die eine oder andere weiterführende Diskussion. Von daher besteht die Hoffnung, dass der Auftritt ein paar jugendliche Wehrdienstinteressierte wenigstens ein bisschen zum Nachdenken gebracht hat. Wer weiß …

Sterben wird zum „Restrisiko“

In Limburg wurde es erneut deutlich: Die Friedensbewegung sieht sich einer fast perfekten PR-Maschinerie der Bundeswehr gegenüber. Der alte „Kommiss-Kopp“ gehört längst der Vergangenheit an. Die Aufgaben der Armee – bei der Jobmesse von einem smarten Hauptmann in einer knapp einstündigen Präsentation vorgetragen – werden mit Begriffen wie Katastrophenhilfe, Cybersicherheit oder Konfliktverhütung umrissen.

Selbst kritische Anmerkungen aus den Reihen der Friedensfreunde werden „zerredet“. Schwere Traumata durch den Einsatz? Bei der Behandlung sei man viel besser geworden, so der Hauptmann. Außerdem könne auch ein Dachdecker, der vom Dach fällt, an einem psychischen Leid erkranken. Gefahr für Leib und Leben? Natürlich spreche man auch übers Sterben, aber es gebe halt überall ein „Restrisiko“. Und die Bundeswehrkrankenhäuser seien eh besser ausgestattet als vergleichbare zivile Einrichtungen. Dazu preist der Anwerber die Ausbildung in verschiedensten Berufen und Studiengängen an. Und am Infostand warten unter dem Titel „Be strong“ Hochglanzbroschüren auf die jungen Menschen mit „tollen“ Themen über Teamgeist oder die „Schlagkraft am Himmel“.

Überlege dir also gut …“

Was bleibt? Die grundsätzliche Frage nach Sinn und Unsinn der Armee kann nur in breiter gesellschaftlicher Debatte angegangen werden. PR-Veranstaltungen haben an Schulen, Unis oder im öffentlichen Leben nichts verloren. Vor Ort geht es mit den zur Verfügung stehenden bescheidenen Mitteln nur über die individuelle Betroffenheit – insbesondere bei den Heranwachsenden und ihren Eltern. Denn die Schönfärberei kann Themen wie Drill, Kadavergehorsam, Verstümmelungen, Tod beim Auslandseinsatz auf Dauer nicht kaschieren. „Bevor du unterschreibst“ – in Limburg brachten die Friedensbewegten das Flugblatt der DFG-VK unter die Leute. „Überlege dir also gut, ob du bei dem ganzen Mist mitmachen möchtest“, so der Schlusssatz.

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