Die Sorgen wegen der Nazis, die sich angekündigt hatten, blieben vorerst unbegründet. Die Weinbacher verfolgten in ihrer überfüllten Mehrzweckhalle recht gelassen den fundierten Vortrag der Bürgermeisterin (die Kreisverwaltung glänzte durch Abwesenheit) , stellten ihre Fragen und gingen nach einer Stunde wieder nach Hause. „Die Weinbacher sind nicht rechts“, meinte einer, der es wissen muss. Es gibt noch gute Nachrichten in diesem Land.
Auch in Weinbach hängen Plakate gegen ein „Containerdorf“ und man blickt gespannt einer Bürgerversammlung am Freitag abend in der Mehrzweckhalle entgegen. Worum geht es?
Der Landkreis Limburg-Weilburg hat hunderte Container zur Unterbringung von Flüchtlingen beschafft und fordert nun von den Gemeinden, dafür Stellplätze auszuweisen. Grundsätzlich gibt es dazu zwei Haltungen:
- Fremdenhasser, wie die Nazis von der Partei „III.Weg“ und andere, werden aktiv wollen Nicht-Arier zurück ins Meer treiben. Sie hetzen, suchen auch auf den Dörfern, Mitkämpfer gegen alles „Undeutsche“.
- Leute mit Willkommenskultur verweisen auf universelle Menschrechte und die UN-Flüchtlingskonvention. Sie finden diese Art der Menschenaufbewahrung asozial, integrationshemmend und inhuman.
Nun ist es in jedem Container weniger fürchterlich als in einem Schleuser-Boot, Schlepper-LKW oder bei der Sklavenarbeit in Libyen, von Gefängnis und Krieg zu schweigen. Nur vorübergehend eingesetzt, ist auch ein Container besser als eine Schulturnhalle.
Aktivisten aus der Flüchtlingshilfe argwöhnen, daß es sich der Kreis mit seiner Container-Idee zu einfach macht, vor allem, wenn man befürchten muß, daß da nicht eine kurzfristige Übergangslösung angestrebt wird, sondern die erwarteten Flüchtlinge auf die ganz lange Bank geschoben werden sollen. Gefordert werden mehr und bezahlbarer Wohnraum in erreichbarer Entfernung von Schulen und anderen sozialen Einrichtungen und die Vermeidung von Sammelunterkünften als Dauerzustand.
Wie es auch gehen kann, darauf verweist ProAsyl, mitbegründet übrigens vom Limburger Pfarrer Herbert Leuninger, mit Beispielen aus anderen Städten:
Nichts ist bekannt von Überlegungen der Kreisverwaltung, wem das eigentlich nützt, Flüchtlinge, vielfach verstört und traumatisiert mit ihren Erlebnissen auf kleine, weit abgelegene Dörfer zu verteilen. Auch in Weinbach oder Oberweyer sind zahlreiche Menschen zur Flüchtlingshilfe bereit, aber man muß mit ihnen sprechen, was sie leisten können, bevor man Schlüssel errechnet und Zuweisungen oktroyiert.
Den Nazis aber, die auf die niedersten Instinkte abzielen, den Leuten Angst und Haß einimpfen, werden am Freitag wohl ein paar Antifaschisten entgegentreten, denn mit Nationalismus, Rassismus und Krieg hat Deutschland ganz Europa in Schutt und Asche gelegt. Je nach aktuellem Bedarfverharmlosen oder verherrlichen AfD und III.Weg ihre historischen Vorläufer und bleibenden Idole. Rechts geht’s bergab …