Redemanuskript von Marita Salm zur Eröffnung der Friedensmahnwache am 15.10.2022
Liebe Friedensfreundinnen und Freunde,
es ist schon ein paar Monate her, dass ich Euch hier begrüßt habe.
Allen, die in der Zwischenzeit weitergemacht haben, die heute hier sind oder auch nicht, dafür großen Dank.
Ich gebe zu, ich habe die Auszeit im Urlaub genossen.
Geändert hat sich noch nichts zum Guten.
Ich begrüße hier auch die Menschen aus der Ukraine, die hier bei uns Zuflucht gefunden haben. Wir bangen mit Euch um eure Angehörigen und Freunde Wie weit ist der Krieg noch weg von ihnen, oder schon wie nahe? Werden sie überleben? Denn es wird in der Ukraine weiter gebombt, zerstört, getötet und geflüchtet.
Unsere Probleme dagegen sind klein: Aber auch bei uns haben die Menschen Angst,
- wie kommen wir durch den Winter. Gibt es Strom, Öl, Gas?
- Was wird es kosten? Wieviel Monat wird noch bleiben, wenn das Geld zu Ende ist?
- Werde ich meinen Job behalten, oder wird mein Unternehmen seine Tore schließen?
Wenn keiner mehr weiter weiß, wenn alle von jahrelangem Krieg, von einer katastrophalen Zukunft reden – dann muß man vielleicht mal in die Vergangenheit schauen.
Dieser Tage jährt sich die Kuba-Krise zum 60. Mal.
Die USA hatten atomare Mittelstreckenraketen, in Italien und der Türkei auf die Sowjetunion gerichtet und planten eine Invasion auf Kuba.
Kuba nahm Hilfe der Sowjetunion an, und die stationierte im Oktober 1962 ihre atomaren Raketen auf Kuba, welche auf die USA gerichtet waren.
Die USA verhängte eine Blockade über Kuba – das war der erste Wirtschaftskrieg – der bis heute weitergeführt wird.
Klar war: Wer als erster den Atomknopf drückt, stirbt als Zweiter .
Doch man einigte sich auf diplomatischem Weg. In nur dreizehn Tagen! Die UdSSR zog ihre Mittelstreckenraketen komplett von Kuba ab, und die USA die aus der Türkei.
Diese Krise führte zu den ersten Abrüstungsverhandlungen.
Stehen wir heute wieder am Rande eines Atomkrieges?
In Aufruf zur heutigen Mahnwache steht:
„Auf jede neue Drehung reagiert die jeweils andere Seite nach der Devise „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Mit Rache und Bestrafen durch immer massiveren Militäreinsatz taumeln wir aber immer näher an den Abgrund einer noch viel größeren Katastrophe. Die Gefahr eines Atomkrieges war seit 1962 und 1983 nicht mehr so groß wie heute.“
Meine Angst ist groß!
Wo sind die Initiativen, diesen Krieg zu beenden, die Gefahr eines Atomkrieges abzuwenden?
Politikwissenschaftler analysierten die Kuba-Krise mit folgendem Ergebnis:
„Zentral für die Lösung der Krise war, dass sowohl John F. Kennedy als auch Nikita Chruschtschow sich der Tragweite ihrer Entscheidungen bewusst waren. Beide versuchten, alle Entwicklungen unter Kontrolle zu behalten, dem politischen Gegner Zeit für seine Entscheidung zu geben und nicht blind auf die Ratschläge ihrer militärischen Berater zu vertrauen.“ (Wikipedia)
Diesen Gedanken müssen wir wieder in die Köpfe der Mächtigen dieser Welt bringen! In die Köpfe der Putins, aber auch der Selenskyjs, der Bidens und der Baerbocks!
Gelingt uns das, so ist dies ein Schritt in Richtung Frieden.
Vielen Dank!