Wer überzeugt ist, Putin sei blind oder krank in seinem Machthunger, muss sich um weitergehende Ursachenforsching nicht bemühen. Verrückte gibt es immer wieder mal, und so wird es mit den Kriegen sein – das war’s.
Wer aber versucht, Ursachen für Konflikte zu ergründen, der hat immerhin die Chance, Lehren zu ziehen und zu handeln.
Unter dem Titel „Russland überfordern und aus dem Gleichgewicht bringen“ können wir im Internet nachlesen, wer welche Köder auslegt, um den Gegner auf die eine oder andere gefährliche Fährte zu locken.
Leider alles in Englisch, aber mit schönen Bildern und Powerpoint-Sheets für ungeduldige Präsidenten und Minister. Eine Kostprobe:
Zu deutsch: Tödliche Waffen an die Ukraine zu liefern, würde Russlands verwundbarste Stelle ausnutzen. Aber jede Steigerung der US-Waffen und Empfehlung an die Ukraine müßte sorgfältig abgestimmt werden, um die Kosten für Russland zur Wahrung seiner gegenwärtigen Position in die Höhe zu treiben, ohne einen größeren Konflikt zu provozieren, in dem Russland aufgrund seiner Nachbarschaft deutliche Vorteile hätte.
Der Empfehlung zum Ritt auf der Rasierklinge ist die US-Administration gefolgt, aber die sorgfältige Abstimmung ging wohl daneben.
Entweder haben sich die US-Geostrategen mit ihrer Provokation verrechnet oder der machtbesessene Putin mit seiner Reaktion. Die ersten Opfer sind jedenfalls die Ukrainer. Warum europäische Länder das Spiel mitspielen, sollten wir sie fragen.
Die RAND-Corporation berät mit fast zweitausend Experten das US-Militär.
Nachtrag: Auf die obigen Erwägungen der RAND-Corporation wirft das folgende Zitat noch ein besonderes Licht:
George Beebe, CIA-Direktor und Ex-Präsidentenberater
- “The choice that we faced in Ukraine — and I’m using the past tense there intentionally — was whether Russia exercised a veto over NATO involvement in Ukraine on the negotiating table or on the battlefield,” said George Beebe, a former director of Russia analysis at the CIA and special adviser on Russia to former Vice President Dick Cheney. “And we elected to make sure that the veto was exercised on the battlefield, hoping that either Putin would stay his hand or that the military operation would fail.”
- „Die Wahl, vor der wir in der Ukraine standen – und ich verwende hier absichtlich die Vergangenheitsform – war, ob Russland am Verhandlungstisch oder auf dem Schlachtfeld ein Veto gegen das NATO-Engagement in der Ukraine einlegte, und wir haben uns entschieden, sicherzustellen, dass das Veto auf dem Schlachtfeld ausgeübt wird, in der Hoffnung, dass Putin entweder stillhalten oder dass die Militäroperation scheitern würde.“
- https://www.msnbc.com/opinion/msnbc-opinion/russia-s-ukraine-invasion-may-have-been-preventable-n1290831