15.10.2022 Erklärung der Ostermarschinitiatoren

Ukraine Mahnwache am 15.10.2022 in Limburg

Auch acht Monate nach dem russischen Überfall auf die Ukraine haben Marita Salm und Manfred Backhaus vom Limburger Ostermarschkreis wieder zu einer der regelmäßigen Mahnwachen für die Ukraine auf dem Bahnhofsvorplatz eingeladen.

„Die Waffen nieder! Nein zum Krieg!“ war auch dieses Mal das Motto, zu dem sich deutsche Menschen, unter anderem von der KAB, der LINKEN, der Deutschen Friedensgesellschaft und Bündnis Courage sowie wieder viele ukrainische Frauen mit ihren Kindern eingefunden hatten.

Marita Salm bekannte ihre Angst vor einem Atomkrieg und wies darauf hin, dass schon einmal vor 60 Jahren während der Kuba-Krise die Menschheit am Rande eines Atomkriegs gestanden hatte. Allerdings waren sich die damals Mächtigen, US-Präsident Kennedy und der sowjetische Ministerpräsident Nikita Chruschtschow, der Tragweite der Bedrohung bewusst und versuchten, die Lage unter Kontrolle zu behalten. Nach 13 Tagen Geheimdiplomatie hatte man die Krise gelöst und sich sogar auf Abrüstungsverhandlungen geeinigt. Wo aber sind heute die Initiativen, diesen Krieg zu beenden und die Gefahr eines Atomkriegs abzuwenden?

Eine junge Ukrainerin aus Mariupol übersetzte die Worte für die teilnehmenden Ukrainer:innen und auch die Ansprachen einiger ukrainischer Geflüchteter, die sich für die Hilfe und Solidarität der deutschen Menschen bedankten und die betonten, dass sie wieder in eine befreite und demokratische Ukraine zurückkehren werden.

Auch Manfred Backhaus vermisste die diplomatischen Initiativen für einen Waffenstillstand.

Offenbar setzten sich nur Papst Franziskus und UN-Generalsekretär Guterres für Verhandlungen ein.

Er verurteilte die Statements sogenannter Experten als zynisch, die meinten, der Krieg sei jetzt noch nicht „reif“ für Verhandlungen. Wie viele Zivilisten und Soldaten müssen denn noch sterben oder verkrüppelt werden, bis ein Einhalten aus dieser Eskalationsdynamik möglich sei. Auch sei es nicht hilfreich, wenn das ukrainische Parlament ein Gesetz beschließt, das Verhandlungen mit Putin verbietet und unter Strafe stellt.

Die Lage scheine hoffnungslos, aber gerade deshalb muss der Ruf aller, die hier in Frieden und Freiheit leben dürfen, laut schallen: Die Waffen nieder! Russische Truppen raus aus der Ukraine!

Mehr Mut und Einsatz für Diplomatie! Frieden für die Ukraine!

Am Ende der Mahnwache äußerten einige Ukrainer:Innen lautstark ihre Forderung nach mehr Waffen für ihr Land, was vor einem Plakat mit der Aufschrift „Die Waffen nieder“ einigermaßen bizarr wirkte, aber auch den ganzen Zwiespalt, das Dilemma und die Not in der Solidarität mit der Ukraine deutlich machte.

Uns zwischenzeitlich zugetragene Kritik beantworten wir wie folgt:

Dass Übersetzungen während der Mahnwachen notwendig sind, wurde uns Veranstaltern im Laufe der mittlerweile dreizehn Mahnwachen klar. Wir wollen den Dialog, den Austausch und auch den Diskurs, denn es gibt keine einfachen Antworten auf diesen fürchterlichen Krieg. Das geht nur, wenn die geäußerten Gedanken und Meinungen auch verstanden werden können. Deswegen bemühen sich die Veranstalter auch seit mehreren Mahnwachen um Übersetzer/innen.

Für Marita Salm, als Veranstalterin, ist dieser Dialog wichtig. Wir sehen, dass von vielen Menschen aus der Ukraine Waffen als einziges Mittel zur Beendigung des Krieges gesehen werden – aber die Ukrainer:Innen müssen auch anerkennen, dass dies nicht die Meinung aller Deutschen und erst recht nicht der hiesigen Friedensbewegung ist.

Die Furcht vor einer militärischen Gewaltspirale bis hin zu einem Atomkrieg ist begründet. Insofern ist die Forderung, gerade auch an die Bundesregierung, nach nicht-militärischen Lösungen für diesen Konflikt zu suchen, mehr als legitim.

Auf unseren Mahnwachen ist Platz für viele, allerdings nicht für Menschen, die Stefan Bandera, den ukrainischen Nazi-Kollaborateur bewundern und verehren. Und auch nicht für diejenigen, die den Organisatoren der Mahnwache das Mikrophon abnehmen wollen.

Die Forderung nach Waffen wurde so vehement vorgetragen, dass Menschen deswegen die Mahnwache verließen. Die Gratwanderung ist eine doppelte!

Wir werden weitermachen mit den Mahnwachen für den Frieden in der Ukraine – und hoffen auch den Dialog mit unseren ukrainischen Mitbürger:innen fortzuführen, auch in einem dafür geeigneten anderen Format.

Respekt funktioniert nur beidseitig!

Manfred F. Backhaus, Marita Salm

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