Schabat Shalom, Salaam Aleikum, Friede sei mit Euch allen!
Ich begrüße Euch alle zu dieser Kundgebung und Demonstration für „Menschlichkeit in Gaza“. Also für Israel, für die palästinensische Bevölkerung, für die Freiheit der israelischen Geiseln, gegen die Hungerkatastrophe in Gaza, gegen die Hamas und gegen diese israelische Regierung!
Ich begrüße Euch, den „antisemitischen Mob der Straße“, wie der CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter diejenigen bezeichnet, die die Entscheidung der deutschen Regierung gut heißen, Israel keine deutschen Waffen mehr zu liefern, die bei einer Ausweitung des Gaza-Kriegs eingesetzt werden können.
Ja, für Israel zu sein heißt nicht, die Verbrechen der israelischen rechtsextremistischen Regierung zu negieren. Wie viele israelische Bürger, Angehörige der Geiseln, ehemalige Geheimdienstler und Militärs, Künstler und Wissenschaftler demonstrieren ständig gegen Netanjahu und fordern ein Ende dieses Krieges.
Jair Lapid, der israelische Oppositionsführer schreibt: „man schickt Israel nicht in den Krieg, wenn die Mehrheit der Bevölkerung nicht hinter einem steht – und das israelische Volk hat an diesem Krieg kein Interesse.“ (FR 7.8.) Und der ehemalige Geheimdienstchef Ami Ajalon sagt, „dass dieser Krieg als gerechter Krieg begonnen habe. Nach vielen militärischen Siegen über unsere Feinde ist dies nun kein gerechter Krieg mehr.“ Dem Staat Israel drohe nun der Verlust seiner Sicherheit und seiner Identität. (FR 5.8.) Angesichts der monatelangen Lebensmittelblockade in den Gaza-Streifen und der daraus erwachsenden Hungerkatastrophe sprechen Israelis wie der Schriftsteller David Grossman und zahlreiche israelische und internationale Menschenrechtsorganisationen von einem Völkermord oder einem Genozid. Ob das jetzt die völkerrechtlich und juristisch korrekte Bezeichnung ist, das ist angesichts des Leids der palästinensischen Bevölkerung und tausender toter und ausgemergelter Kinder zweitrangig.
Das muss aufhören und jede Regierung – gerade auch die deutsche Bundesregierung – macht sich zum Handlanger dieser Politik der Vernichtung durch Hunger! Und gerade unsere immer proklamierte Staatsräson, an der Seite Israels zu stehen, kann nur bedeuten, dieser verbrecherischen Regierung in den Arm zu fallen, denn wie der israelische Holocaustforscher Omer Bartov sagt „Ein Land, das Völkermord begangen hat, trägt diesen Makel über Generationen hinweg.“ (FR 5.8.)
Ich zitiere ausschließlich israelische Quellen, damit mir unser Anti-Semitismus-Beauftragter Felix Klein keinen israelbezogenen Antisemitismus vorwerfen kann.
Wir sehen 4 Lebensmittelverteilzentren (GHF) für über 2 Millionen Menschen, drei davon im Süden Gazas, wohin die Hungernden teils dreißig Kilometer weit laufen müssen. Und die Alten, die Schwangeren, die Kinder? Es sind auch schon über 1200 Menschen durch „Warnschüsse“ der israelischen Armee dort umgekommen. Diese Verteilstellen bezeichnen Ärzte ohne Grenzen als „Orte orchestrierter Tötungen und Entmenschlichung“. (FR 8.8.)
Die sogenannte „humanitäre Stadt“, die Netanjahu im Süden Gazas für Hunderttausende bauen will, bewacht und eingezäunt, wird auch von Israelis, die mit Holocaustbegriffen sehr vorsichtig umgehen, als „Konzentrationslager“ bezeichnet. So der frühere israelische Premierminister Ehud Olmert. (FR 31.07. + Omer Bartov, FR 5.8.)
Nicht nur in Gaza sehen wir diese Bestrebung der „ethnischen Säuberung“. Auch im israelisch besetzten Westjordanland sind schon tausende Palästinenser vertrieben worden. Und die Armee schaut zu, wenn terroristische Siedler palästinensische Dörfer angreifen, Felder verbrennen, und die uralte byzantinische Kirche in dem christlichen Dorf Taybeh anzünden. Das wundert nicht bei einem so rechtsextremistischen Finanz- und Siedlungsminister wie Bezalel Smotrich.
„From the river to the sea“, das war jahrelang der Slogan von Palästinensern und ihrer deutschen Unterstützer, die damit das Existenzrecht Israels verneinten. Inzwischen ist das der Slogan der israelischen Regierung! Das ist Netanjahus Traum von Groß-Israel!
Diese Parole will ich auf unserer Demo nicht hören!!
Geplant ist eine Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung – in Gaza wie im Westjordanland.
Doch das ist unmenschlich! Keine Vertreibung löst irgendein Problem. Auch die Juden können nicht zurück nach Europa, die USA oder in arabische Länder geschickt werden.
Bleibt also bloß die zwei-Staaten-Lösung ???
Jetzt habe ich viel über die rechtsextremistische israelische Regierung und ihre Verbrechen geredet.
Aber wir sollten nicht den Auslöser für diesen Krieg vergessen. Angesichts der Ungeheuerlichkeit des israelischen Handelns gerät die Hamas leicht aus dem Blick – auch in der deutschen Presse. Aber es waren diese Terroristen, die am 7.Oktober 2023 ein schreckliches Massaker an Juden anrichteten. Sie wurden geschändet, verbrannt, gefoltert, zerstückelt und getötet. 1.200 Menschen!
Über 200 wurden entführt und befinden sich teilweise bis heute in der Geiselhaft der Hamas – gefoltert, erniedrigt, zerstört. Die Videos von abgemagerten israelischen Geiseln, die sich ihr eigenes Grab schaufeln, zeigt die ganze Inhumanität dieser Terrorgruppe. Die Hamas will nach wie vor die Vernichtung des Staates Israel und den Tod aller Juden!
Und es sind nicht bloß die israelischen Geiseln: Auch das eigene, palästinensische Volk nehmen sie als Geiseln. Die Strukturen der Hamas sind zerstört, militärisch wie zivil, sagt Shimon Stein, ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland. (FR 7.8.) Die Hamas ist strategisch und politisch geschlagen, keine Gefahr mehr für Israel. Aber der fortdauernde Krieg hält sie am Leben, genau wie die Regierung Netanjahu.
Es wäre nur Recht, wenn die Hamas die Geiseln frei ließe, die Waffen niederlegte und das freie Geleit nach beispielsweise Katar in Anspruch nähme. Aber sie will den Krieg bis zum letzten Palästinenser weiterführen – in trauter Übereinstimmung mit Netanjahu.
Und dazu sagen wir: NEIN ! Und deshalb machen wir Lärm mit unseren Töpfen und Pfannen ! Und für die Menschlichkeit in Gaza gehen wir auf die Straße.
Freiheit für die israelischen Geiseln ! Ausreichende Versorgung der palästinensischen Bevölkerung !
Keine Ausweitung des Krieges ! Sofortiger Waffenstillstand !
Manfred Backhaus